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Insider-Erlebnis: Auf den Spuren des Panama Huts

Unter fast jedem Haus des beschaulichen mexikanischen Landstädtchens Bécal befindet sich eine Höhle. Weshalb dem so ist, erfahren wir beim Besuch der aufgeweckten Doña Chari und ihrer Familie.

Schon beim Betreten ihres Hauses fallen die Strohhüte in allen möglichen Formen und Farben auf. Auch Portemonnaies, Untersetzer, Armbänder und – passend zum «Día de Muertos» (Allerseelen) – kleine Skelette bietet Doña Chari in ihrem Laden feil. Der Showroom gleicht einem kleinen Museum: ein Fächer hier, eine Tasche da und versteck lugt neckisch eine kleine Figur vom Strohdach zu den Besuchern hinunter.

Rohmaterial für all diese Kunstwerke sind die Blätter der Jipi-Japa-Palme, welche Mitte des 19. Jahrhunderts in Mexiko eingeführt wurde. Seither werden die beliebten Panama Hüte nicht nur in ihrem Ursprungsland Ecuador geflochten, sondern auch in Yucatán (Mexiko). Nach der Ernte werden die gewaschenen und getrockneten Palmblätter erst mal in Streifen unterschiedlicher Breite aufgefächert, in einem Schwefelbad gebleicht und danach, meist mit Naturfarben, gefärbt. Je dünner die Faser, desto höher die Qualität des Endproduktes. Mit grossem Wissen zeigt uns Erminio, Doña Charis Mann, die unterschiedlichen Qualitäten der Blätter und womit sie gefärbt werden.

Bereits als Mädchen lernte Doña Chari das aufwändige Kunsthandwerk des Hutflechtens. Um sie bei ihrer Arbeit zu beobachten, steigen wir hinab in die Kellerhöhle. Flink und in atemberaubendem Tempo flicht sie die delikaten Palmfasern; die Hutform ihres Werkstücks ist bereits klar erkennbar. Damit das Naturprodukt gut biegbar und geschmeidig bleibt, ist eine konstante Luftfeuchtigkeit nötig, so wie sie in der Höhle herrscht. Hier kann der Hut auch gefaltet und wieder in Form gebracht werden – in trockenem Klima würden die Palmfasern brechen.

Einen Hut aus breiten Palmblatt-Fasern fertigt Doña Chari innert zwei Tagen. An einem Hut erster Qualität aus ganz feinen Fasern flicht sie gut und gerne ein bis zwei Monate. Nach Abschluss dieser aufwändigen Handarbeit erhält der Hut in einer Hutpresse seine endgültige Form und wandert danach in die Verkaufsauslage.

Während die einen Reiseteilnehmer das Angebot im Laden studieren und einige Produkte den Besitzer wechseln, stöbern andere noch ein wenig durch den Showroom. Da taucht Doña Chari unverhofft mit ihrem «Catrina-Kostüm» auf, welches sie tags zuvor am lokalen Umzug zu Ehren der Toten trug. Kurzerhand fordert sie eine Reiseteilnehmerin auf, das Kleid anzuziehen. Die Augen der beiden Frauen leuchten – was für ein Erlebnis!

Ein letztes Rätsel bleibt noch ungelöst: Weshalb heisst ein Strohhut aus Mexiko «Panama Hut»? Dazu gibt es mehrere Geschichten – die plausibelste ist folgende: Im 19. Jahrhundert war es nicht erlaubt, südamerikanische Waren direkt aus dem Ursprungsland in die USA einzuführen. In Panama befand sich die zentrale Sammel- und Verzollungsstelle für Importwaren mit Destination USA, wo sie nach erfolgter Abfertigung einen Zollstempel mit der Aufschrift «Panama» erhielten. Das Missverständnis nahm seinen Lauf und schon bald waren die mexikanischen und ecuadorianischen Strohhüte überall als «Panama Hut» bekannt.

Eine hellhäutige Frau mit dunklen, kurzen Haaren, einer Brille, einem rosafarbenen T'Shirt und dunkelgrauen Hosen steht vor einer Maya-Pyramide in Chichen-Itza
Doris Dossenbach Content & Online Marketing Managerin, Vögele Reisen

Unsere Mitarbeiterin Doris Dossenbach war im Herbst 2024 mit einer Vögele Reisegruppe in Mexiko-Yucatán unterwegs.

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